Sonntag, 2. Juni 2019

Warum sind andere immer schneller? (Teil 2 - Reifen, Karosserie und Leichtlauf)



Im zweiten Teil unserer Serie schauen wir als erstes auf die
Reifen, das schwarze Gold

Rennfahrer wissen, daß der Reifen den größten Anteil am Fahrverhalten hat. Das ist logisch, denn ganz gleich was wir "obenrum" - also am Fahrzeug selbst einstellen oder eingebaut haben - wir haben nur diese wenigen Quadratzentimeter die Kontakt zum Untergrund haben. Also sind diese entscheidend!

RC-Car Reifen werden IMMER mit Sekundenkleber auf die Felge geklebt. Innen und aussen jeweils an mindestens 3 Punkten. Am besten mit dünnflüssigem Kleber der sich dann selber rund um die Felge verteilt. (und gerne auf den Fingern 😀) Es gibt spezielle Reifenkleber. Aber auch diese sind lediglich Varianten von handelsüblichen Cyanacrylat - Sekundenkleber.

Habe ich einen vorgeschriebenen Einheitsreifen macht der das Leben des Rennmechanikers wesentlich einfacher da schon mal niemand einen "besseren" Reifen benutzen kann.

Mein Tamiya Porsche mit Haftmittel auf den Reifen
Dennoch sind besonders im Tourenwagenbereich spezielle Substanzen gebräuchlich, die vor dem Rennen auf den Reifen aufgetragen werden um das Gummi weicher zu machen. Man redet oft von "Haftmittel". Absolut unumgänglich ist diese Technik bei Indoor-Rennen auf Teppichrennstrecken. Draussen auf Asphalt gibt es durchaus Reifen die besser ohne Haftmittel funktionieren.

Was, wann und wieviel - das ist wieder eine Wissenschaft für sich, mit der man sich allerdings auseinandersetzen muss wenn man ernsthafte Wettbewerbsambitionen hat. Hier hilft viel probieren und die Hilfe eines erfahrenen Racers der einem vielleicht zeigt wie er es macht.

Ist die Reifenwahl frei, eröffnet sich wieder ein sehr weites Feld. Am einfachsten ist es natürlich, das zu verwenden was die schnellen Jungs auf der Strecke verwenden.
Wenn man als Hobbyfahrer oder Einsteiger abseits der Rennstrecken unterwegs ist ist der Einfluss der Reifen ebenfalls deutlich und Unterschiede zum mitgelieferten Standardreifen zu einem Tuningreifen sehr groß.

Das Gleiche gilt natürlich für Offroadreifen wo es Unterschiede für Lehm, Gras oder Kunstrasen gibt.
Die Offroad-Standardreifen sind meist "Allround". Das heisst, sie können überall ein bischen, aber nichts wirklich gut. Die Baukasten-Reifen der meisten Tourenwagen sind vor allem schwarz und rund und haben unbehandelt meist keine überragenden Eigenschaften.


Karosserie - nur Optik oder steckt mehr dahinter?
Wettbewerbskarosserie von Zooracing (c)
Fast alle die sich ein ferngesteuertes Auto zulegen schauen vor allem auf das Aussehen. Jeder will seinen Traumwagen besitzen...oder vielleicht sogar ein Abbild seines Fahrzeuges im Maßstab 1:1. Es kommt sicher kaum jemand in dieses Hobby weil er auf eine der aerodynamisch optimierten Wettbewerbskarosserien steht, die manche Racer etwas schwerzhaft- verächtlich manchmal mit einer "Lenorflasche" vergleichen. 😁

Dennoch ist eine Karosserie wie die hier abgebildete ein sehr gutes Beispiel, wie groß der Unterschied sein kann, den dieses Teil ausmacht. Wenn im Wettbewerb die Karosserie komplett freigestellt ist verzichtet niemand darauf derartige Karosserien einzusetzen, weil der Unterschied zu einer originalgetreuen Karosserie eine kleine Welt ist. Eine solche Wettbewerbskarosserie generiert jede Menge Anpressdruck und Grip und kann das Lenk- und Bremsverhalten deutlich verändern. Meist gleichen diese keinem Original, was dann natürlich auch Lizenzgebühren einspart.

Wettbewerbskarosserien gibt es neben der normalen Ausführung meist auch noch in "extra leicht". Wer den Vorteil des geringen Gewichts am höchsten Punkt des Fahrzeugs nutzen will, sollte allerdings ein Rennen ohne Crash überstehen können, denn je dünner das Material ist desto weniger hält es aus.

Alle unterschiedlich: Meine GT-Sport Karosserien.
Auch bei vorbildähnlicheren Karosserien gibt es Unterschiede wie sie das Fahrverhalten beeinflussen. Manche generieren ein wenig mehr Lenkung und ein zackigeres Einlenkverhalten. Andere machen ein ruhigeres Heck, was wieder beim Anbremsen einer Kurve vorteilhaft sein kann. Eine flachere Karosserie sorgt für weniger rollen (Seitenneigung) in Kurven, was aber nicht bedeuten muss, daß flacher immer besser ist.
Ich habe mal einen etwas ausführlicheren Karosserietest mit meinem GT-Sport-Auto gemacht. Das Ergebnis könnt Ihr hier nochmal nachlesen.

Ich bin übrigens sehr gespannt darauf, diesen Test noch einmal zu wiederholen mit ein, zwei echten Wettbewerbskarosserien. Dann schaue ich dabei auch genauer auf die Stoppuhr.

Natürlich hat auch der Heckflügel einen deutlichen Einfluss und ist im Rennen eigentlich nicht wegzudenken. Die Flügel die im Rennsport verwendet werden sind viel größer als ein originalgetreues Teil.

Man versucht am Ende eine gute Balance zwischen guter Lenkung und ruhigem Heck hinzubekommen. Daher ist es gut, hier viel zu probieren. Eine Möglichkeit das Setup zu beeinflussen. Weitere Möglichkeiten besprechen wir später. Vorher geht es aber an die...

Fahrzeugvorbereitung
Jetzt habe ich alles gleich wie meine Gegner im Rennen. Die gleichen Reifen, den gleichen Motor. Sogar die Karosserie ist die gleiche und trotzdem ist er schneller auf der Geraden und vielleicht sogar beim Beschleunigen. Wie kann das sein?

Ein wichtiger Faktor der gerne übersehen wird sind leichtgängige Kugellager. So ein RC Car hat viele drehende Achsen und jede Achse die nicht frei dreht, weil ein Lager vielleicht defekt oder verschmutzt ist, bremst! Noch übler ist es natürlich, wenn man anstelle der Kugellager die oftmals im Baukasten beiliegenden Gleitlager aus Bronze oder Kunststoff verwendet. Weg damit!

Profis verwenden hochwertige Lager und schauen daß diese wirklich sehr leichtgängig sind. Dickes Fett kann man mit Entfetter (z.B. Bremsenreiniger) auswaschen und stattdessen durch dünnes Kugellageröl ersetzen.

Daß man diesen Vorgang häufiger mal wiederholen sollte, versteht sich von selbst. Der Unterschied kann schon die entscheidenden Zehntel ausmachen - besonders in Klassen mit schwächerer einheitlicher Motorisierung.

Grusel....so lieber nicht!
Auch im Getriebe wird von unerfahreneren Mechanikern schon mal das grobe dicke Maschinenfett aus Opas Werkstatt verwendet, "weil das auch auf Opas Trecker jahrelang hält". Ganz böser Fehler!

Auch hier wollen wir natürlich, daß alles leicht läuft und nichts klebt vor lauter altem Fett.
Wenn überhaupt wird sehr leichtes nicht klebendes Fett, meist mit Teflonanteilen verwendet was auch sparsam aufgetragen wird.

Besonders beliebt sind in letzter Zeit Produkte wie "Dry Fluid" oder PTFE-Spray (Teflon) die einen trockenen Schmierfilm zurücklassen.

So vorbereitet und mit einem passenden Grundsetup ausgestattet steht dann dem Besuch auf der Rennstrecke nichts mehr im Wege.

Im dritten Teil geht es erst mal um grundlegende Fahrtechniken, bevor wir uns dem Setup widmen.

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